Technische Informationen über Wälzlager
Dichtungen:
2RS - Beidseitige, schleifende Stahlblechscheiben, die mit einem kautschukähnlichen Material (NBR) ummantelt sind. Diese Dichtungsart bietet optimalen Schutz vor Verschmutzungen, reduziert aber die maximale Drehzahlbelastung um etwa 40 Prozent. RS-Dichtungen lassen sich bei Bedarf leicht mit einem flachen Schraubenzieher oder Teppichmesser heraushebeln und auch mit der Hand wieder eindrücken. Eine Beschädigung des Lagers ist hierbei nicht zu befürchten. Manche Hersteller benutzen auch das Kürzel '2RS1' - dieses ist gleichbedeutend mit '2RS'. Weiterhin werden auch die Kürzel 'RSL' oder 'RSH' verwendet; der zusätzliche Buchstabe kennzeichnet die Reibungsintensität der Scheibe (L für Englisch 'low friction' = geringe Reibung, H für 'high friction' = hohe Reibung). Ein einfaches 'RS' steht für eine einseitige Dichtung.
ZZ - Beidseitige, freilaufende Stahlblechscheiben. Diese Dichtungsart schützt vor groben Verschmutzungen, aber nicht vor feinen Staubpartikeln. Dafür ist die Drehzahl bei dieser Dichtungsart nicht eingeschränkt. Ein Entfernen der Dichtungen ist bauartbedingt nicht vorgesehen. Bei manchen Herstellern wird die beidseitige Metalldeckelung auch als '2Z' bezeichnet. Ein einfaches 'Z' steht für eine einseitige Dichtung.
Material:
Standard-Wälzlagerstahl (100Cr6) - eine Eisen-Chrom-Legierung, der gängige Normwerkstoff für Wälzlager.
Edelstahl/NIROSTA - eine Eisen-Chrom-Legierung mit erhöhtem Chromanteil. Chrom reagiert mit Sauerstoff und bildet einen mikroskopisch dünnen Schutzschild aus Chromoxid um das Lager. Dadurch kann der Eisenanteil nicht mehr in Kontakt mit Sauerstoff treten und reagieren, so dass Rostbildung verhindert wird. Edelstahllager sollten überall dort eingesetzt werden, wo permanent hohe Luftfeuchtigkeit herrscht (das heißt insbesondere in Außenumgebungen) oder direkter Kontakt mit Wasser besteht. Da der rostfreie Stahl weniger elastisch ist als Standard-Wälzlagerstahl, ist die maximal mögliche Gewichtsbelastung hier auf etwa 80% reduziert. Rostfreier Stahl wird in der Lagerbezeichnung durch ein vorangestelltes 'S' oder 'SS' (für Englisch 'stainless steel') gekennzeichnet.
Lagerluft:
Stahl reagiert auf Erhitzung mit Ausdehnung und auf Abkühlung mit Kontraktion. Daher gibt es verschiedene Lagerluftklassen; die Lagerluft bezeichnet hier den Abstand zwischen den Bauteilen ('C' für Englisch 'clearance'):
Cn - Standard-Lagerluft, ausgerichtet auf Temperaturen zwischen -20°C und +120°C.
C2 - verringerte Lagerluft für Temperaturen unter -20°C (z.B. in Gefriersystemen). Da sich Stahl bei Kälte zusammenzieht, würden Cn-Lager in solchen Anwendungen nicht mehr richtig fassen.
C3, C4, C5 - Erhöhte Lagerluft für Hochtemperatureinsatz. Cn-Lager würden hier aufgrund der Ausdehnung des Materials blockieren. Bei Hochtemperaturlagern wird mehr Platz ('Luft') zwischen den Bauteilen gelassen, so dass das Lager auch bei hohen Temperaturen noch sauber läuft. Der Einsatz von Hochtemperaturlagern bei normalen Temperaturen ist nicht sinnvoll, da die Lager erst im vorgesehenen Betriebstemperaturbereich gute Laufeigenschaften aufweisen.
Toleranzklassen:
Die Toleranzklasse bezeichnet den Präsizionsgrad bei der Fertigung des Lagers - hierfür gibt es unterschiedliche Klassen mit durch die Norm vorgeschriebenen Maximalschwankungen. Für die meisten Anwendungen ist Standardtoleranz ausreichend; bessere Toleranzklassen werden dort eingesetzt, wo es auf besonders sauberen Lauf ankommt (z.B. medizinisches Gerät, Feinoptimierung bei Sportgeräten). Die Toleranzklasse wird in Europa mit 'P' ('Präzision') bezeichnet, in Nordamerika mit 'ABEC'. Dabei gibt es folgende Klassen:
P0 = ABEC-1 (Standard)
P6 = ABEC-3
P5 = ABEC-5
P4 = ABEC-7
P3 = ABEC-9
P2 = ABEC-11
P1 = ABEC-13